Kurzbeschreibung – Am Abend des Mordes
Wird Barbarotti aufs Abstellgleis befördert? Nach einem persönlichen Schicksalsschlag soll er sich mit dem Fall eines fünf Jahre zuvor spurlos verschwundenen Elektrikers beschäftigen. Nicht nur Kollegin Backman fragt sich, ob es sich hierbei nicht nur um eine Form von Beschäftigungstherapie für einen trauernden und labilen Kollegen handelt. Und es sieht auch ganz so aus, als sei Barbarotti nun zum Spezialisten für sogenannte »kalte Fälle« geworden, deren tatsächliche Lösung zweifelhaft ist. Tatsächlich lebte besagter Elektriker zum Zeitpunkt seines Verschwindens mit einer Frau zusammen, die bereits einmal einen Mord begangen und dafür elf Jahre im Gefängnis gesessen hatte. Nur beweisen konnte man ihr in diesem Fall nichts: denn ohne Leiche, keine Mörderin. Doch Gunnar Barbarotti tut das, was er am besten kann: Er ermittelt. Mosaiksteinchen um Mosaiksteinchen setzt er zusammen, und als er schließlich begreift, was gespielt wird, hat das weitreichende Konsequenzen …
Kritik – Am Abend des Mordes
Bei „Am Abend des Mordes“ handelt es sich um den fünften und zugleich letzten Fall der Barbarotti-Reihe: Als Gunnar Barbarotti am Morgen des 29.04.2012 erwacht, ist sein größter Alptraum zur traurigen Realität geworden. Sein Frau Marianne ist in der Nacht gestorben und liegt tot neben ihm. Circa drei Wochen später: INspektor Barbarotti, immer noch in tiefer Trauer, kehrt zum Job zurück. Doch wie belastbar ist er wirklich? Wie kann man Barbarotti sinnvoll einsetzen? Fragen, die sich auch sein Chef Asunander stellt.
Und so vertraut er Barbarotti einen längst zu den Akten gelegten alten Fall an, einen sogenannten „Cold Case“ – den Fall Arnold Morrinder. Dieser verschwand vor fünf Jahren spurlos. Das letzte Mal wurde er an einer Tankstelle in der Nähe seines Sommerhauses gesehen, wo er sich eine Zeitung kaufte. Das einzige was man von ihm gefunden hat, ist sein Moped in einem Moor. Das Außergewöhnliche an dem Fall ist: Zum Zeitpunkt seines Verschwindens wae Morrinder ausgerechnet mit Ellen Bjarnebo liiert, auch bekannt als „Die Schlächterin von Klein-Burma“. Sie soll im Juni 1989 ihren damaligen Mann ermordet und danach seine Leiche zerstückelt haben. Hat sie am Ende gar auch Morrinder umgebracht? Doch wo keine Leiche, da kein Mord – und so macht sich Barbarotti auf die Suche. Eine Suche, die ihn weit in die Vergangenheit führt und ihn immer stärker daran zweifeln lässt, dass es sich um eine reine Beschäftigungstherapie seines Chefs handelt. Und am Ende ist es wieder einmal Barbarottis Intuition, die ihn der Lösung ein gutes Stück näher bringt.
Wieder einmal ein sehr guter Kriminalroman aus der Feder des schwedischen Bestsellerautors Hakan Nesser. Die Frage bei Hakan Nesser ist dabei wie immer: Handelt es sich bei diesem Roman wirklich um einen reinen Krimi? Bei Nesser ist das immer so eine Sache mit der Schublade. Denn zwar geht es in „Am Abend des Mordes“ um den Tod in all seinen Facetten, aber selbstverständlich spielt auch ein Mord eine große Rolle. Aber Hakan Nesser lässt nie blutig morden, die Gewalt liegt irgendwo zwischen den Zeilen. Hinzu kommen seine tollen und stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen. Dies macht seine Romane so einzigartig. Ist das Buch empfehlenswert? Unbeding! Ist es der beste Nesser? Schwierig zu sagen! Nesser weist in seinen Büchern eine Kontinuität auf – jeder Roman ist auf seine Weise gut, und natürlich auch dieser. Für Einsteiger in die Serie ist er aber natürlich nicht zu empfehlen – denn schließlich handelt es sich hier um den letzten Band der Reihe – das heißt wir müssen uns von Kymlinge und Gunnar Barbarotti verabschieden. Alle Fans der Reihe werden hier darum in jedem Fall zugreifen – und es wohl nicht bereuen.
Über den Autor – Hakan Nesser
„Lesen ist großartig, aber schreiben ist vielleicht noch großartiger“, sagte Håkan Nesser einmal. Den deutschen Lesern ist er besonders durch die Reihe mit Kommissar Van Veeteren bekannt sowie durch die „Gunnar-Barbarotti“-Krimis. In Schweden sind seine Werke so anerkannt, dass zwei seiner Bücher zu Schulliteratur wurden: „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“ sowie „Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla“. Das freut den Autor besonders, weil er bis 1998 als Lehrer tätig war. Der 1950 in der schwedischen Gemeinde Kumla geborene Schriftsteller hat Geisteswissenschaften studiert und Englisch und Schwedisch unterrichtet. Er lebt heute mit seiner Familie in London und auf Gotland.